21. Dezember

„Ein wunderbares Stück!“ brüllte Reinhold Dorius Alexander Ehrenreich-Eisbrecher, aus pragmatischen Gründen oft Reini genannt. Reini war ein Mensch, ein alter, graubärtiger Innuit, der sich aus steuerlichen Gründen vor vielen Jahren aus dem Süden hierher verzogen hatte, und seitdem seine handgeschnitzten Eisfiguren an vorbeikommende Touristen verkaufte. Da die Zahl der Touristen in diesem Teil des Gebirges jedoch eindeutig zu wünschen ließ, war Reini mittlerweile stark abgemagert, und war umso mehr hocherfreut, als Eb ihm sein gesamtes verbliebenes Barvermögen in die Hand drückte. „Sie sind meine Rettung,“ sagte der Eisbär mit einem kleinen Lächeln, dem Ersten seit so langer Zeit. „Ihr Werk ist wirklich wunderbar!“ Eb betrachtete das zierliche Stück Eis in seinen Händen. Es stellte eine Krippe dar, vollständig aus einem Block klarsten Schmelzwassereises geschnitten. Vor der Krippe standen einige Kormorane und Pinguine, und schauten ins Innere der Krippe, wo drei weise Eisbären mit Geschenken (Bergkristall, Karpfen und Kaviar) vor einer Wiege knieten. In der Wiege lag das Jesuskind, sein winziges Gesicht bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Es schien, als würde es Eb anlächeln. Eb lächelte dankbar zurück. Hinter Eb ertönte ein Glockenschlag, und ein kleiner Kuckuck schaute aus einer gleichnamigen Uhr hervor und stieß einen gleichlautenden Schrei aus. Eberhard erschrak so sehr, dass er fast die wertvolle Krippe fallengelassen hätte. „Vorsicht, mein Junge, das Ding ist unersetzlich. Das war bloß die Uhr! Es ist jetzt Punkt sechs, gleich ist die Bescherung!“ „Oh nein, schon so spät?“ sagte Eb, und schon wieder begann diese fast zur Gewohnheit gewordene Verzweiflung in seine Stimme zu kriechen. „Ich muß so schnell wie möglich nach Haus! Bärbel wartet bestimmt schon auf mich! Was soll ich bloß machen?“ Der alte Mann began zu lächeln: „Ich hätte da eine Idee...“

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