20. Dezember

Ein eiskalter Wind kroch Eberhard, dem verzweifelten Eisbären, durch's Fell, als er mit zitternden Tatzen den langen, beschwerlichen Aufstieg hinauf zum Zwillingsgipfel begann. Das letzte Tageslicht des kurzen Polartages war fast erloschen, und die Temperaturen waren weit unter die selbst für Eisbären noch erträglichen Werte gefallen. Es schneite in dicken Flocken. Eb war erschöpft und müde, aber er mußte weiterklettern. Er mußte kämpfen. Es ging schließlich um seine Bärbel, und um ihr Geschenk. Für diese Bärin würde er alles machen, und mit ihrem Bild vor Augen raffte Eb seine letzten Kräfte zusammen, um die gesuchte Höhle noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Da! War da etwa ein Licht? Dort, hinter dem Felsvorsprung? Oder hatte er schon Halluzinationen? Nein, tatsächlich. Da lag die Höhle, ihr Eingang halb zugeschneit, ein wohligwarmes Licht verströmend. Er hatte es geschafft! Eb zog sich die letzten Meter auf allen vieren voran, und erreichte schwer keuchend die Höhle. Auf der Tür prangten in feinziselierten Eislettern ein Schriftzug: „Reinhold Dorius Alexander Ehrenreich-Eisbrecher, Performance-Künstler und Kunsthandwerker. Yetis müssen draußen bleiben!“ Eb zog sich stöhnend am Türrahmen hoch, und öffnete die Tür.

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