18. Dezember

„Santa's Shopping World“ nannte sich das Einkaufszentrum, das vor wenigen Jahren von einer ausländischen Investorentruppe von Kodiac-Bären in einer riesigen Eishölle errichtet worden war. Die Shopping World war ein großer Erfolg geworden, und hatte zahlreichen einheimischen Tierarten in dieser konjunkturschwachen Region eine neue Arbeitsstelle verschafft. Binnen kürzester eröffneten zahllose kleine Ramschläden, die angeschwemmtes Treibgut oder frischen Fisch anboten, mehrere Buchläden (Spitzenreiter auf den Bestsellerlisten war dieses Jahr „Kochen für Meeresfrüchte – 200 kulinarische Tipps für die hungrige Garnele“), Muschelschmuck-Läden, ein Angelbedarf-Fachgeschäft („Zum faulen Seehund“) sowie ein Antiquitätenladen, der sich auf den Verkauf eingefrorener Überreste längst vergessener Polarexpeditionen der Menschen spezialisiert hatte. Als Eberhard und Herr Laumeier pfeifend und schwitzend in der Haupthalle ankamen, wurden gerade die letzten Kunden von mehreren grimmig dreinblickenden Schneehasen Richtung Ausgang geleitet. Die meisten Läden waren schon für die Feiertage verrammelt und dunkel, und die wenigen Geschäfte, wo noch jemand arbeitete, wurden gerade mit großen Eisblöcken zugemauert. Nirgendwo gab es für den armen Eberhard noch irgendwas zu kaufen! „Bitte begeben Sie sich mit den anderen Kunden zum Ausgang, wir haben jetzt geschloßen,“ sagte einer der Security-Schneehasen freundlich aber bestimmt. Und Eberhard musste einsehen, dass er zu spät gekommen war.

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